Auf Tuchfühlung mit der Literatur

Das Literaturhaus Kassel ist ein kultureller Treffpunkt für Literaturinteressierte in der Region Kassel und bietet eine Plattform zur Förderung von Literatur und literarischem Austausch.
Seit 2023 befindet sich das Literaturhaus im historischen Palais Bellevue, dem ehemaligen Brüder-Grimm-Museum. Die Institution widmet sich besonders der Förderung zeitgenössischer Literatur, dem grafischen Erzählen, der Literaturvermittlung für Kinder und Jugendliche und der Philosophie.
Wir sprachen mit den Vorsitzenden Thomas Bündgen und Helen MacCormac sowie mit dem Gesachäftsführer Andreas Gebhardt.
Welche Vision steht hinter dem Literaturhaus Kassel, und wie hat sich diese seit der Gründung entwickelt?
Unsere Passionen sind Bücher, Literatur und das Lesen – und das seit Gründung des Vereins im Jahre 2004. Diese Vorlieben wollen wir mit vielen in Kassel teilen. Unser Vorstand, bestehend aus 15 literaturbegeisterten Frauen und Männern, bringt dabei ganz unterschiedliche Vorlieben mit – und genau das spiegelt sich in unserem Programm wider. Ob aktuelle Belletristik, Grafisches Erzählen (Grafic Novel, Comic), Philosophie oder Kinder- und Jugendliteratur – all diese Themen finden bei uns ihren Platz. Neben unseren eigenen Veranstaltungsformaten gehen wir auch Kooperationen mit anderen Kasseler Kulturakteuren ein, die unsere Schwerpunkte ergänzen und bereichern, z. B. die Goethegesellschaft, Caricatura oder die Universität Kassel. Insgesamt sind wir stetig gewachsen, sowohl in Bezug auf die Zahl unserer Veranstaltungen (bis zu 70 Einzellesungen/Jahr) als auch in Bezug auf unsere Mitglieder (über 100). Die Stadt fördert uns institutionell und projektbezogen und stellt uns großzügig das Büro und die Veranstaltungsräume im Palais Bellevue zur Verfügung. Dafür sind wir sehr dankbar.
Wie wählt das Literaturhaus die Autoren und Themen für seine Veranstaltungen aus?
Wir besuchen jährlich die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt, holen uns dort in persönlichen Gesprächen Inspirationen und lassen uns von den Verlagen hinsichtlich ihrer Buchneuerscheinungen beraten. Grundsätzlich aber wählt der Vorstand mit seinen Beisitzern interessante aktuelle Bücher aus. Diese lesen wir und – wenn wir überzeugt sind – laden wir die Autoren oder Autorinnen zu Lesungen ein. In einem Literarischen Salon werden fünfmal im Jahr literarische Werke dem Publikum vorgestellt und diskutiert.
Wie wird das Engagement für Kinder und Jugendliche konkret umgesetzt?
Zum einen veranstalten wir jährlich die Kinderbuchtage, zu denen wir Kinderbuchautorinnen und -autoren zu Lesungen einladen. Während der Kinderbuchtage gehen wir auch hinaus an Schulen und lesen aus Kinderbüchern vor. Dieser „Besuch mit Buch“ erfreut sich großer Beliebtheit. Darüber hinaus wird bei uns „Der Vielfalter“ verliehen. Dieser 2023 ins Leben gerufene Preis für Diversität im Kinderbuch ist im deutschsprachigen Raum einmalig. „Der Vielfalter“ eröffnet im Rahmen eines Symposiums, das alle zwei Jahre stattfindet, einen Diskussionsraum zum Kinder- und Jugendbuch, in dessen Anschluss der Preis für eine Verlagsveröffentlichung sowie für ein unveröffentlichtes Manuskript vergeben wird. Dieses erscheint später in einem renommierten Verlag.

Können Sie uns mehr über den „Debütantensalon“ und dessen Zielgruppe erzählen?
Neben der Offenen Lesebühne, der Langen Nacht der jungen Literatur und Musik und der Textwerkstatt ist der Debütantensalon ein zentrales Element unserer Schreib- und Autoren-förderung im Literaturhaus. Hier stehen junge Autorinnen und Autoren im Mittelpunkt, die mit ihrem ersten Roman für Aufsehen sorgen. Die Veranstaltung richtet sich gezielt an ein junges Publikum und zeichnet sich durch ihren dynamischen Charakter aus. Statt klassischer Lesungen setzen wir auf unkonventionelle Konzepte: Mal dient eine WG als Veranstaltungsort, mal übernehmen junge Literaturliebha-ber die Moderation oder mehrere Autorinnen und Autoren kommen zu einem gemeinsamen Thema ins Gespräch. All das macht den Debütantensalon zu einem inspirierenden Erlebnis. Mit diesem Format möchten wir nicht nur spannende literarische Stimmen fördern, sondern auch neue Begeg-nungen zwischen Literatur, Publikum und jungen Kreativen schaffen.
Welche besonderen Ereignisse und Projekte des Literaturhauses in den kommenden Monaten möchten Sie hervorheben?
Am 13. September haben wir Heinz Strunk eingeladen, der aus seinem neuen Roman „Zauberberg 2.0“ lesen wird. Dieses Mal allerdings nicht im Palais Bellevue, sondern im Staatstheater Kassel, mit dem wir kooperieren. Für Heinz Strunk brauchen wir sicher mehr als 90 Plätze. Ansonsten starten wir nach den Sommerferien traditionell mit „Leseland Hessen“ dem hessenweiten Literaturfestival, wo wir namhafte Autorinnen und Autoren mit ihren aktuellen neuen Werken einladen, die wir moderierend begleiten. Das Publikum ist dabei immer herzlich zur Diskussion eingeladen. Darüber hinaus stehen im Herbst wieder die Kinderbuchtage und „Der Vielfalter“ auf dem Programm (Termine und Programme werden noch bekannt gegeben). Da es immer auch (spontane) Anfragen zu Lesungen und Kooperationen gibt, sind wir flexibel und schauen, was kommt.
Mehr über das Literaturhaus Kassel und den nächsten Veranstaltungen finden Sie HIER