Literarische Entdeckungen in Freiburg

20.03.2024

Begleiten Sie unsere Autorinnen auf einem faszinierenden literarischen Spaziergang durch die Seiten der Stadt. Freiburg, der Stadt, die nicht nur für ihre malerische Altstadt und ihre grünen Hügel bekannt ist, sondern literarisch einiges zu bieten hat. Entdecken Sie versteckten Ecken, romantische Cafés und bezaubernde Leseplätze – lassen Sie sich von der literarischen Vielfalt dieser charmanten Stadt verzaubern! Die Liebe zu Freiburg ist eine von vielen Gemeinsamkeiten, die Kathrin Blum (rechts) und Silke Kohlmann (links) teilen. Die erfahrenen Journalistinnen haben schon viele berufliche Projekte zusammen realisiert und dabei wunderbare Wege der Stadt gemeinsam erkundet.

KAFFEE UND SCHMÖKERN IM CAFÉ

Kann ein Tag besser beginnen als mit Kaffee, Kommunikation und einem Krimi? Im Café Satz im Stadtteil Stühlinger nahe des Hauptbahnhofs, wo unser Spaziergang beginnt, gibt es das – und noch viel mehr. Im kleinen, feinen Café kann man so ziemlich alles kaufen: das Mobiliar, die Kaffeetassen, die Dekoration – und jede Menge Bücher. Alles aus zweiter Hand. Denn alles das sind Spenden von Freiburger:innen zugunsten der Ukraine. Wer also genießen und gleichzeitig Gutes tun möchte, ist hier genau richtig. Gelegentlich finden im Café auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen statt. Wer selbst zum Buch greift oder sich in guten Gesprächen mit anderen Gästen verliert, läuft Gefahr, hier nicht mehr so schnell wegzukommen.

Aber wir wollen noch mehr sehen! Also lassen wir Buch und Begegnung zurück und laufen über die Stadtbahnbrücke in Richtung Altstadt. Unsere zweite Station ist das Stadttheater, in dem nicht nur Bühnenstücke und Opern aufgeführt werden, sondern 2024 auch die baden-württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtage stattfinden.

Nur wenige Schritte weiter haben wir die Wahl: Soll uns Belletristik auf unserem weiteren Weg durch die Stadt begleiten, finden wir bestimmt Unterhaltsames in einer zum öffentlichen Bücherschrank umfunktionierten Telefonzelle. Darf es anspruchsvoller sein, auch architektonisch, wählen wir die imposante Unibibliothek . In diesem futuristischen Glaskomplex finden sich etwa dreieinhalb Millionen Medien, die sieben Tage pro Woche von morgens um sieben bis Mitternacht zugänglich sind. So lange können wir nicht bleiben, schließlich möchten wir noch etwas sehen von dieser wunderschönen Stadt.

TRADITION UND MODERNE

Motiviert steuern wir anschließend den Uni-Campus an. Das schönste der historischen Bauten ist eindeutig das Kollegiengebäude IV an der Rempartstraße. Darin befinden sich nicht nur Seminarräume für Politikwissenschaften, Geschichte, Soziologie und Anglistik, sondern auch eine wirklich hübsche Fachbereichsbibliothek  mit mehr als zweihundertausend Bänden. Wem nach der Konfrontation mit diesem geballten Wissen der Sinn nach Entspannung steht, findet diese etwa vierhundert Meter weiter: Wir folgen der Rempartstraße in östlicher Richtung, bis wir in der Wallstraße ankommen und ein großes gelbes Haus entdecken. Darin befindet sich ein Institut für Tibetische Medizin und dahinter, ganz versteckt, ein kleines Paradies: das Kailash-Gartencafé . Hier gibt es zwar weder eine Siebträgerkaffeemaschine noch eine üppige Kuchenauswahl, aber dafür ein bezaubernder, terrassenartig angelegter Garten, der im Sommer einer Oase gleicht und die Meditation im Kailash-Haus fast überflüssig macht, so gut lässt sich dort abschalten und loslassen. Aber nicht zu lange zurücklehnen, schließlich wollen wir auch noch in fantastische (Kinder-)Welten abtauchen.

Neben dem Gedenkbrunnen mit dem Umriss der früheren Synagoge finden sich auf dem Platz für gewöhnlich eine Horde Skater:innen, die ihre Tricks üben; Kinder, die vor Freude glucksend durch die Wasserfontänen hüpfen, und Kleinkünstler:innen, die sich mit ihren Vorführungen ein paar Euro verdienen. Weil sich der gepflasterte Platz an warmen Tagen schnell aufheizt, ist der Besuch einer der zwei nahegelegenen Eisdielen ein Muss.

Für eine kleine Pause vom städtischen Getümmel schlendern wir die Marienstraße nach Süden und gelangen direkt zum Mariensteg, der uns mit zwei prächtigen Jugendstilleuchten empfängt. Von der Brücke mit ihrem hübschen schmiedeeisernen Geländer können wir die Dreisam  flussauf- und flussabwärts begucken. Noch schöner ist es, hinunter ans Ufer zu steigen, die Schuhe auszuziehen und vorsichtig durchs flache Flussbett zur Dreisam-Schaukel zu waten. Aufsteigen, Beine baumeln lassen und einfach den Gedanken nachhängen. So sind Kopf und Füße ruckzuck erfrischt. Erfrischt für die nächsten Stationen unseres Stadtspaziergangs. Er führt uns auf dem Uferweg bis zur Kaiserbrücke und dort zurück in die Innenstadt. Die Kaiser-Joseph-Straße – von den Freiburger:innen liebevoll Kajo genannt – bringt uns zum Martinstor, einem der beiden noch erhaltenen Tortürme der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Wer mag, kann im Schatten des Tores in der Kolben Kaffee Akademie einen vorzüglichen Kaffee trinken und dazu einen saftig-schokoladigen Brownie essen.

ZURÜCK IN DIE ALTSTADT

Dann nichts wie rein in die Bücherfülle der Buchhandlung Rombach . Ob Romane oder Regionales, Kalender oder Kinderliteratur – hier wird jede:r Literaturliebhaber:in glücklich. Hier lesen abends Autor:innen wie Judith Hermann oder Daniel Kehlmann. Hier kann man es sich morgens in einer Leseecke gemütlich machen. Noch mehr literarischen Genuss gibt es gleich gegenüber im Literaturhaus  . Von einem gemeinnützigen Verein betrieben ist das Haus Bühne und Werkstatt zugleich. Schriftsteller:innen aus nah und fern lesen aus ihren Werken. Kindergartenkinder dürfen erste Erfahrungen mit Literatur sammeln, Jugendliche werden beim Schreiben eigener Texte von erfahrenen Autor:innen unterstützt. 2024 wird diese »Schreibcouch« übrigens von Iris Wolff geleitet. Die Schriftstellerin, die schon lange in Freiburg lebt, hat im Januar dieses Jahres ihren neuen Roman »Lichtungen« veröffentlicht – und wird dafür nicht nur vom Feuilleton gefeiert.

Wer den Blick von den Marktständen losreißen kann, entdeckt im Süden des Platzes die tiefrote Fassade des Historischen Kaufhauses . Das schmucke Gebäude entstand zwischen 1520 und 1532 und diente der Zollabwicklung. Heute finden im nicht minder prächtigen Inneren Lesungen, Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Für Bücherfreund:innen lohnenswert: Unter den Arkaden bietet unter der Woche ein Antiquar Schätze aus der Vergangenheit an.

Vom Münsterplatz ist es nicht weit in die Konviktstraße. Die malerische Altstadtgasse mit ihren niederen Häusern, den Antiquariaten und Boutiquen ist einfach bezaubernd. Über unseren Köpfen spannen sich die Ranken der Glyzinien, zu unseren Füßen plätschert das Freiburger Bächle. Einst wuschen die Bewohner:innen in den kleinen Wasserläufen Geschirr und Wäsche. Heute lassen sich Einheimische wie Tourist:innen gerne zu einer Pause am Bächle nieder, strecken im Sommer ihre Füße hinein oder genießen zum Abschluss des Tages hier einen feinen Freiburger Wein.

Dem Bächle folgend gelangen wir direkt zum Schwabentor, vor dem wir linkerhand den Aufgang auf den Schlossberg finden. Eine Brücke führt über die Straße hinweg, schon sind wir am Schlossberg und steigen Kehre um Kehre bergauf. Unser Ziel ist der Kanonenplatz , bester Aussichtspunkt der Stadt mit herrlichem Blick vom Schwarzwald bis zum Kaiserstuhl. Besonders gut lässt sich von hier aus die Schönheit des Münsterturms betrachten. Der spitze Turmhelm mit den blumenartigen Elementen, in Szene gesetzt durch die untergehende Sonne – es gibt in Freiburg kaum einen schöneren Platz, um den Tag ausklingen zu lassen. Tagsüber findet sich auf der Mauer oder einer Bank immer ein Plätzchen, um sich niederzulassen, ein Buch aufzuschlagen oder einfach den Blick schweifen zu lassen.

HOCH HINAUS

Ein wenig begleitet uns die feine Aussicht noch auf unserem Weg in nördlicher Richtung. Wir wandern dem Schlossbergrestaurant Dattler entgegen und können dort mit der Schlossbergbahn hinunter in den Stadtgarten fahren. Durch den Park mit Teich und Musikpavillon erreichen wir die Stadtstraße und in ihrem Verlauf den Eingang zu einem ganz besonderen Freiburger Kleinod: dem Alten Friedhof . Unter hohen Bäumen säumen bemooste Grabsteine die Wege, steinerne Engel breiten ihre Flügel aus, Eichhörnchen turnen durch Äste und Zweige. Mittendrin in dieser stillen Welt liegt die »Steinerne Schöne«. Die schlafende Mädchenfigur ist eines der berühmtesten Grabmale des Alten Friedhofs, errichtet im Gedenken an Caroline Walter, die bereits mit sechzehn Jahren an Tuberkulose starb. Man erzählt sich, dass der Geliebte des Mädchens ihr Grab fortan täglich mit frischen Blumen schmückte – und noch heute findet sich Tag für Tag ein Sträußchen in ihrem Arm. Wer ihr diese Ehre erweist? Das ist ein gut gehütetes Geheimnis. Viele Freiburger:innen nutzen das parkähnliche Gelände des Friedhofs gerne für eine kleine Auszeit vom Alltag, für einen Spaziergang oder die Mittagspause im Grünen. Im Schatten der Bäume lässt es sich herrlich sitzen, lesen oder einfach nur vor sich hinträumen.

Glücksorte in Freiburg