
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar
Brandbücher | Aschebücher.
Studienzentrum Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) beginnt im Jahr 1691. In diesem Jahr gründet Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar die „Herzogliche Bibliothek” – mit einem Bestand von 500 Bänden. Als Johann Wolfgang von Goethe 1797 die Leitung übernimmt, gehört die Bibliothek bald zu den bekanntesten in Deutschland; ihr Bestand wächst auf über 80.000 Bände. Zum 300. Jubiläum im Jahr 1991 wird die Bibliothek nach ihrer größten Förderin umbenannt: Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach. Seit 1998 zählt das Bibliotheksgebäude mit anderen Weimarer Stätten der deutschen Klassik zum Welterbe der UNESCO.
Die Wiedereröffnung 2007 nach dem verheerenden Großbrand von 2004 ist gleichsam eine Wiedergeburt aus der Asche. Nach umfangreichen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten erstrahlt die HAAB heute in neuem Glanz. Als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik lädt die HAAB ihre Besucher in das Historische Gebäude mit dem
berühmten dreigeschossigen Rokokosaal und in das 2005 eingeweihte moderne Studienzentrum. Über eine Million Medien stehen zur Verfügung, rund 170.000 Bände können im Freihandbereich des Studienzentrums vor Ort benutzt und entliehen werden. Im Rokokosaal haben insgesamt 40.000 Bände Platz gefunden – darunter viele Bände, mit denen Goethe und seine Zeitgenossen ge-arbeitet haben. Sie repräsentieren eindrucksvoll das geistige Reservoir, aus dem die Weimarer Autoren um 1800 schöpften. Das harmonische Zusammenspiel von Architektur, Kunstschätzen und Büchern macht einen Besuch auch heute, 330 Jahre nach Gründung der Bibliothek, zu einem einzigartigen Erlebnis.
Wir haben Dr. Reinhard Laube, seit 2016 Direktor der Bibliothek, zum aktuellen Ausstellungsangebot befragt:
Mit wechselnden Ausstellungen und Präsentationen ermöglichen Sie Ihren Besuchern Einblicke in die vielfältigen Sammlungen der Bibliothek – welche sind neu hinzugekommen? Und was ist für die kommenden Monate geplant?
Wir präsentieren unsere Sammlungen nicht nur im Historischen Bibliotheksgebäude, sondern auch im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Aktuell ist dort die Sammlung zum „Volksverband der Bücherfreunde“ zu entdecken, die im letzten Jahr neu angekauft wurde. Qualitativ hochwertige Bücher zu einem möglichst kleinen Preis anzubieten, das war der Anspruch dieser Buchgemeinschaft, die über viele Jahre der bedeutendste Buchclub Deutschlands war. Vor genau hundert Jahren, 1920, erschien als erster Band DER Weimarer Klassiker schlechthin: Goethes Faust.
Nächstes Jahr präsentieren wir den „Codex Kentmanus“, eine wunderschön illustrierte Buchhandschrift des 16. Jahrhunderts. Der Codex enthält unter anderem ein Werk über die um 1550 in der Elbe heimischen Fischarten, die früheste bekannte Fauna eines deutschen Gewässers. Die Präsentation ist Teil des Themenjahrs 2021 „Neue Natur“ der Klassik Stiftung Weimar.
Ihre Ausstellungsflächen und das Foyer werden seit
dem Sommer umgestaltet; was erwartet die Besucher hier zukünftig?
Ein überraschend unkonventioneller Blick auf die Cranachs und ihre Werkstatt. Die Ausstellung Cranachs Bilderfluten wird am 3. Dezember 2021 mit einer Reihe hochkarätiger Objekte aus den Sammlungen der Bibliothek und aus den Museen der Klassik Stiftung Weimar eröffnet. Als Ausstellungsort haben wir den Renaissancesaal im Historischen Gebäude der Bibliothek gewählt, einen einzigartigen, authentisch erhaltenen Saal Weimars aus dieser Zeit. Die Ausstellung stellt Cranachs Kunst und die Erfindung, Herstellung, Verbreitung und Instrumentalisierung von Bildern ins Zentrum. Wie keine andere Werkstatt hat
Cranach die Bildsprache der Reformation bis heute geprägt. Die Ausstellung fragt nach dem Erfolgsfaktor der Marke ‚Cranach‘ und macht deutlich, dass es im Kampf um den richtigen Glauben immer wieder um Meinungshoheit und Wahrheitsansprüche geht, die auch und vor allem durch Bilder vorgetragen werden. Wie sehr uns die Frage nach der Wahrheit der Bilder und der richtigen
Deutung noch heute beschäftigt, wird die Ausstellung durch konsequente Aktualisierung zeigen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Literaturhinweise
Perspektiven auf Hannes Möllers künstlerische Intervention in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
Reinhard Laube (Hg.)
Klassik Stiftung Weimar
Kartoniert, 94 Seiten
ISBN 978-3-7443-0400-9
Euro 19,95 (D), Euro 20,60 (A)
Öffnunsgzeiten
Montag – Freitag: 9.00 – 20.00 Uhr, Samstag: 9.00 – 17.00 Uhr
Rokokosaal (für Einzelbesucher)
Dienstag – Sonntag: 9.00 – 14.30 Uhr
Bitte informieren Sie sich vorab über aktuelle Änderungen:
www.klassik-stiftung.de/herzogin-anna-amalia-bibliothek
Die virtuelle Ausstellung „Nietzsche liest. Bücher und Lektüren Nietzsches“ präsentiert Bücher aus der privaten Bibliothek Nietzsches mit dessen persönlichen Annotationen:
www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/nietzsche-liest-buecher-und-lektueren-nietzsches