Natur Spezial

Wie wir die Natur einfach erleben können. Ideen und Anregungen für grüne Auszeiten.

Die Natur ruft und immer mehr Menschen zieht es hinaus, ins Grüne, in die Wälder und auf die Berge. Hier finden sie Ruhe und Abenteuer zugleich. Ob beim Vögel Beobachten, Pflücken von Wildkräutern, bienenfreundlichen Gärtnern oder beim Waldbaden – draußen kann man durchatmen und hautnah die Vielfalt unserer Umwelt erleben.

Unsere heimischen Gartenvögel sind beliebte Besucher in Gärten und eines der sicht- und hörbarsten Elemente der vielfältigen, belebten Natur in der Stadt. Die bundesweite Aktion „Stunde der Gartenvögel“ des NABU im Frühsommer erfreut sich weiter wachsender Beliebtheit, mehr als 140.000 Vogelfreund*innen und Naturbegeisterte haben in diesem Jahr in 95.000 Gärten und Parks mehr als 3,1 Millionen Vögel notiert. Mit Bestimmungsbuch, App und Fernglas waren Groß und Klein mit dabei und identifizierten den Kleiber, der eindrucksvoll den Baumstamm entlang trippelt, die vorwitzigen Blaumeisen, die Bande von Haussperlingen und den aktuellen Vogel des Jahres – das Rotkehlchen. An der Wahl zum Vogel des Jahres beteiligten sich in diesem Jahr über 455.000 Menschen – das Rotkehlchen machte mit 59.267 Stimmen vor der Rauchschwalbe und dem Kiebitz das Rennen um den Titel.



Vögel beobachten macht Spaß ...

... vom heimischen Fenster aus oder im Park oder Wald. Es ist nur ein Aspekt der anhaltenden Naturliebe hierzulande. Freizeitaktivitäten in der Natur genauso wie Naturbeobachtung vor der Haustür liegen im Trend, nicht nur im Lockdown – für viele Menschen spielt Natur- und Umweltschutz eine immer wichtigere Rolle. Wurden Hobby-Ornithologen früher vielleicht noch belächelt, begeistert es mittlerweile viele, die Natur in nächster Nähe zu erleben. Auch wenn der frühe Morgen erfahrungsgemäß die beste Zeit ist, um Vögel zu beobachten, lassen sich doch zu jeder anderen Tageszeit interessante Entdeckungen machen. Wer die Augen offen hält, der sieht mehr als er vielleicht erwartet.







Natur Spezial

Mit allen Sinnen lässt sich die Natur aber nur draußen genießen.

Immer mehr Menschen sind, nicht nur unter den Einschränkungen der Pandemie, im Freien unterwegs, zum Spazieren, um den Kopf durchzulüften – im Garten, im Wald, in den Bergen. Die Naherholung erlebt ein Revival. Pflanzenbestimmungsapps stehen weit oben auf den Hitlisten, ohne Netz lässt es sich schneller und einfacher mit einem der vielen Bestimmungsbücher erfahren, was da um einen herum wächst, fliegt oder krabbelt. Wilde Kräuter und Blüten erleben in der europäischen Küche eine Renaissance. Sie sind nicht nur auf dem Teller angesagt, sondern bereichern auch den Speiseplan – das Besondere: Diese Köstlichkeiten können im Wald, am Waldrand und auf Wiesen gefunden und gesammelt werden. Von den rund 12.000 wilden Pflanzen, die in Europa wachsen, sind etwa 1.500 essbar. Der Frühling bringt frisches Grün in Hülle und Fülle – Wildpflanzen und Wildkräuter sind breit einsetzbar und alle Aufmerksamkeit wert. Im Herbst locken köstliche Speisepilze zu kulinarischen Exkursionen in den Wald. Natürlich sollte man beim Sammeln Vorsicht walten lassen und nur solche Pflanzen und Pilze mitnehmen, die eindeutig erkannt und bestimmt werden können; der Natur darf dabei auch immer nur so viel entnommen werden, wie man selbst wirklich benötigt. Naturschutzgebiete sind selbstverständlich tabu. Gerade beim Pflücken von Wildkräutern kann genaue Kenntnis überlebenswichtig werden – nicht nur beim Trendkraut Bärlauch, der leicht mit dem giftigen Maiglöckchen verwechselt werden kann. Schafgarbe, Wiesen-Kerbel und Wilde Möhre sind schwer von Hundspetersilie und Schierling zu unterscheiden.



Smarte Ratgeber

Da hilft ein Pflanzenbestimmungsbuch – das meist gekaufte gibt es jetzt auch digital in einer exklusiven Kooperation mit der preisgekrönten App „Flora Incognita“ – so kann man Texte und Bilder aus „Was blüht denn da“ auch auf dem Smartphone abrufen; im Funkloch bleibt das Buch aber unverzichtbar. Auch blätternd zuhause auf der Couch kann man so überraschende Entdeckungen machen. Nicht nur Bestimmungsbücher, ganz allgemein haben Bücher über die Natur seit Jahren anhaltend Konjunktur und stehen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Kein Wunder, hilft doch das Lesen genauso wie die Naturerfahrung beim Entspannen und ermöglicht das Eintauchen in eine andere Welt. Über 1.300 Treffer erzielt eine Suche allein nach den 2020 erschienenen Ratgebern rund um das weite Thema Natur, darunter Anleitungen zur Bienenhaltung, Sachbücher zur Heilkraft der Kräuter, über das Naturglück und die Waldwildnis, tausende weitere sind aktuell lieferbar. Der Bestseller des Försters Peter Wohlleben „Das geheime Leben der Bäume“ stand viele Wochen lang auf der Bestsellerliste, ein Kinofilm und viele weitere, ähnlich erfolgreiche Titel für große und kleine Naturliebhaber*innen folgten.



(M)ein Raum für Natur

Mit Tomaten auf der Fensterbank, Kartoffeln und Pflücksalat auf dem Stadtbalkon oder einem kleinen Garten in der Nähe kann man sich die Natur ins Haus zu holen. Das Buchangebot dazu ist heute so vielfältig wie die Natur selbst: Neuerscheinungen für jeden Geschmack warten auf Balkon- und Schrebergärtner*innen und geben passgenaue Handreichungen für alle Interessen. Dahinter steckt die Suche nach etwas Ursprünglichem, nach Wildnis in der Nähe der Großstadt, nach Erdung auf der einen Seite und etwas Unordnung und Chaos auf der anderen – und eben auch einem Stück Freiheit – selbst etwas erzeugen, schaffen, wachsen sehen. Mit den Händen in der Erde, bei den Hühnern, bei den Bienen, beim Kräuter-Säen, beim Ernten und nicht zuletzt beim Genießen des selbst Erzeugten, selbst Angebauten. Das schmeckt doppelt gut. Je weiter unser Alltag – ob im Büro oder im Home Office – von der Natur entfernt ist, desto größer wird die Sehnsucht nach Freiheit, nach Ruhe, nach Weite, zum Durchatmen und Ankommen. Und je mehr die Natur im nächsten Umfeld verschwindet, die letzten Brachflächen in der Stadt bebaut werden, desto mehr boomen die Naturthemen.



Bienen und Hühner

Geradezu explodiert ist die Nachfrage nach jungen Hühnern. Eier aus eigener Haltung sind hip wie nie und natürlich garantiert regional und ökologisch. Zum Ausprobieren gibt es mittlerweile sogar Miethühner auf Zeit, falls sie nicht gerade wieder ausgebucht sind. Dabei sind die Hühner mehr Haus- als Nutztier, geliebte Gefährten mit Mehrwert. Länger schon gibt es den Trend zum bienenfreundlichen Gärtnern auf Balkon und im Garten oder zur privaten Bienenhaltung – beides lässt sich gut kombinieren, auch mit genereller Selbstversorgung und nachhaltiger Permakultur. Bienenhaltung auf dem Stadtbalkon oder Dachgarten liegt seit Jahren im Trend. In den vergangenen zehn Jahren wuchs die Anzahl der Bienenvölker in Deutschland auf über 900.000 an. 95 Prozent der Imker*innen betreiben die Imkerei als Hobby, sie leisten damit den Löwenanteil der Erhaltung der Bienenvölker.

Wie bei den Hühnern passt sich auch hier das Angebot der Nachfrage an: Immer häufiger vermieten Imker*innen auch „Leihbienen“. Wer weder leihen noch eigene Bienen halten kann, bemüht sich, den eigenen Garten oder Balkon bienenfreundlich zu bepflanzen. Als Bestäuberinsekten für einen Großteil der heimischen Flora und unserer Kulturpflanzen haben Bienen einen unschätzbaren Wert. Obstbäume sind wahre Bienenmagneten, Lavendel, Thymian und Kapuzinerkresse sehen nicht nur für uns Menschen schön aus, sondern bieten Bienen auch ausreichend Pollen und Nektar – mit Bienenweiden aus dem Fachhandel schafft man unkompliziert ein abwechslungsreiches Angebot in Beet, Topf und Balkonkasten – und wo Bienen gute Lebensbedingungen vorfinden, fühlen sich auch viele andere Arten wohl.



Waldbaden

BShinrin-yoku, zu deutsch „Baden in Waldluft” oder kurz „Wald(luft)bad” ist eine fernöstliche, traditionelle Naturheilmethode – in Japan gehört sie schon seit einiger Zeit zur Gesundheitsvorsorge. Konkret zielt Waldbaden darauf ab, in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen, diesen natürlichen Lebensraum bewusst wahrzunehmen und mit allen Sinnen aufzunehmen und zu genießen. Die gesamte Aufmerksamkeit sollte – ohne Ablenkung – der Natur gelten. Dass der Wald dem Menschen gut tut, ist auch hierzulande unbestritten – ein Aufenthalt unter heimischen Bäumen wirkt entschleunigend, stärkt und belebt. Neben ausgewiesenen „Badewäldern“ gibt es bei uns mittlerweile sogar Lehrgänge zum „Waldbaden“. Mit 11,4 Millionen Hektar sind knapp ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands mit Wald bedeckt – auch ein einfacher Spaziergang im nahe gelegenen Wald genügt, um Körper und Geist etwas Gutes zu tun.



Heilende Natur ...

... und wildes Grün erfreuen nicht nur Bienenvölker – die Sehnsucht nach der Natur ist tief in uns verwurzelt. Vogelgezwitscher, Gras unter nackten Füßen, danach sehen sich viele Menschen. Wer keinen eigenen Garten hat, den führt die Sehnsucht nach dem grünen Glück häufig in den nahe gelegenen Wald. Wurde früher noch gelacht über Menschen, die Bäume umarmen oder tiefe Atemzüge nehmend barfuß über Moos laufen, ist heute ein Begriff wie das Waldbaden vielen ein Begriff. Die Natur mit allen Sinnen erleben, ein- und untertauchen im Grün – das ist ein Angebot, mit dem viele Tourismus-Regionen mittlerweile offensiv werben. Waldbaden kann verbrauchte Energietanks füllen, Stress lindern und sogar das Immunsystem stärken – ein ausgedehnter Wald-Spaziergang, eine Runde im Park oder über Wiesen und Felder machen zufriedener, ausgeglichener und gesünder. Schon 20 Minuten im Grünen senken den Stresslevel, hemmen das negative Denken, verbessern das Gedächtnisvermögen und fördern die Kreativität; schon diese kurze Zeit reicht aus, so das Ergebnis eine Studie der Universität Michigan von 2019, um einen positiven Effekt zu erzielen – aber Achtung: Das gilt nur, wenn man diese Zeit ohne Telefon und Internet verbringt. Ein Grund mehr für den guten alten Naturführer. Also ab in die Natur – weil draußen sein einfach glücklich macht.







Natur Spezial

Kinder lieben Abenteuer – und die Natur ist der reinste Abenteuerspielplatz.

Gerade im Sommer bietet das Leben draußen unzählige spannende Möglichkeiten. Kinder sind von Natur aus neugierig, erfinderisch und begeisterungsfähig: Wald, Wiese, Park und Feld halten unbegrenzte Spielmöglichkeiten bereit. Am Teich kann man Kaulquappen und Wasserläufer beobachten, im Wald den Eichelhäher oder einen Ameisenhaufen; man kann Verstecken spielen zwischen alten Bäumen, Wildfährten suchen, eine Hütte oder ein Lager bauen oder eine Brücke über einen kleinen Bach legen, Blumenkränze aus Gänseblümchen flechten, Stöcke zurechtschnitzen und ein Naturmandala legen. Unter freiem Himmel lässt es sich ungestört herumtoben, man darf sich auch einmal schmutzig machen oder einen Kratzer holen. Für Eltern sollte dabei die Devise lauten: Natur erleben statt Natur lehren, also möglichst nur Anreize geben und die Kinder Neues und Erstaunliches selbst entdecken lassen. Alles, was Kinder dazu brauchen, ist ihre Phantasie – dazu eine Lupendose, vielleicht ein Schnitzmesser und ein Buch, das möglichst ohne pädagogischen Zeigefinger Wissen über Flora und Fauna vermittelt.



Das freie Spielen

In der Natur kann die Kreativität anregen und das Selbstbewusstsein stärken, die Motorik wird gefördert: denn die Natur bietet unzählige Möglichkeiten, sich auszuprobieren und zu beweisen. Hier können Kinder mit allen Sinnen diesen Lebensraum für sich entdecken, frei und ungestört spielen, auf eigene Faust tolle Entdeckungen machen. Ein paar Regeln sollten dabei aber immer beachtet werden: Eingefangene Tiere müssen nach dem Betrachten zurück gesetzt werden, alle Dinge, die man mitgebracht hat, sollte man auch wieder mit nachhause nehmen. Gespannte Schnüre z.B. können im Wald für Tiere, aber auch für Radler und Reiter zur ernsten Gefahr werden.

Der Bewegungsradius von Kindern hat sich in den letzten Jahren immer weiter verkleinert, immer später dürfen Kinder, gerade in einem städtischen Umfeld, ohne elterliche Aufsicht draußen spielen. Dabei findet sich schon im nahen Stadtpark mit ein wenig Fantasie immer etwas Wildnis zum Spielen, Beobachten oder Entdecken. Natürlich machen auch gemeinsame Aktivitäten Sinn. Ein Waldspaziergang klingt für die meisten Kinder wenig verlockend, wenn man diesen aber mit einer Aktivität verbindet, kann er allen Spaß machen – zum Beispiel mit einem Waldbingo, bei dem man Blätter, und Samen finden muss und Vögel erspähen. Oder wenn man unterwegs Früchte, Blumen und Pflanzen der Saison sammelt, um später damit Matschsalat und Blumensuppe zu kochen. Eine kleine Auszeit in der Natur ist für die ganze Familie wunderbar.

Zuhause bringt schon selbst gezogene Kresse viel Spaß, noch mehr ein eigenes kleines Kinderbeet in einer Kiste auf dem Balkon. Gemüse zu säen und zu ernten, zu sehen wie aus einem kleinen Samen eine Pflanze wird, die gedeiht und Früchte trägt – das sind tolle Erfahrungen. Mit dem selbst gezogenen und geernteten Gemüse lässt sich dann auf Balkon oder Terrasse ein leckeres Picknick veranstalten.